Von Paris nach Fully
Die Orlaya, diese seltene Blume, die im Naturschutzgebiet Follatères in Fully blüht, symbolisiert Mathilde Roux perfekt. Wie sie ist Mathilde ein unerwarteter Schatz, ein Samen, der nicht im Wallis gesät wurde, aber dort fruchtbaren Boden fand. Sie wurde 1988 in Corbeil-Essonnes, einem Vorort von Paris, geboren und wuchs in Gigondas im Herzen der Côtes du Rhône Sud auf, wo ihre Eltern mit Leidenschaft ein 60 Hektar großes Familiengut bewirtschaften.
Mathilde entwickelte schon früh eine Faszination für große Jahrgänge und war überzeugt, dass sich ihre Zukunft zwischen den Reben entscheiden würde. Doch 1999 wendete sich das Blatt: Die Familie Roux zog in die Schweiz, ein Land der akademischen Exzellenz. Einige Jahre später kam es zu einer dramatischen Wendung: Ihr Vater verkaufte die beiden Familiengüter und hinderte sie daran, die Fackel weiterzuführen. Ihrer Heimat beraubt, wandte sie sich der EPFL zu, wo sie einen Bachelor-Abschluss in Biowissenschaften erwarb. Doch der Wein rief sie weiterhin. Sie beschloss dann, erneut aufzublühen und einen Master-Abschluss in Weinbau und Weinbau an der SupAgro Montpellier zu absolvieren.
Angetrieben von ihrem Traum bereist Mathilde die Welt, um ihr Wissen zu verfeinern, doch das Wallis bleibt ihr stets am Herzen. 2016 bescherte ihr das Leben eine Rose: Sie übernahm das Weingut von Gérard Roduit in Fully und gründete schließlich ihr eigenes Weingut. Heute ist sie fest in diesem neuen Terroir verwurzelt. Wie die Orlaya, die ihre Blütenblätter entfaltet, offenbart Mathilde in ihren Weinen behutsam den ganzen Reichtum der Rebsorten und Böden.